Lakritzessen verboten?
27.3.2017
Das Team von der Universität Helsinki unter Leitung von Dr. Katri Räikkönen hat 378 Kinder im Alter von zwölf Jahren untersucht, deren Mütter während der Schwangerschaft unterschiedliche Mengen Lakritze gegessen hatten. Bei den Kindern wurden folgende Parameter erfasst: Wachstum und körperliche Reife, Gedächtnis, Intelligenz und Lernvermögen sowie etwaige psychische Probleme.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Kinder, die im Mutterleib höhere Lakritzdosen ausgesetzt waren, einen niedrigeren Intelligenzquotienten, ein schlechteres Gedächtnis sowie ein mehr als dreimal so hohes ADHS-Risiko hatten.
Über welche Mechanismen die Lakritze dem ungeborenen Kind schadet, darüber können die Wissenschaftler nur spekulieren. Der wesentliche Inhaltsstoff im "Bärendreck" ist offenbar Glycyrrhizin, eine natürlich vorkommende Substanz, die in der Lage ist, das Enzym 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase, kurz 11β-HSD2, zu hemmen. Dieses Enzym, so die Forscher, begünstigt im mütterlichen Blut die Verstoffwechselung von aktivem Kortisol in inaktives Kortison.
Wird 11β-HSD2 blockiert, resultiert daraus eine Überversorgung des Fetus mit Glukokortikoiden. Räikkönen und ihr Team vermuten, dass die betroffenen Kinder an einer relativ ausgedehnten Störung der Hirnaktivität leiden, wobei das limbische System, speziell der Hippocampus, wohl eine Schlüsselrolle spielen. Dieser ist ja an der Regulation verschiedener kognitiver Prozesse beteiligt, beispielsweise Emotionen und Verhalten. Es ist bekannt, dass dieser Bereich im Hirn empfindlich auf Veränderungen im Glukokortikoidhaushalt reagiert. (Quelle: Ärzte Zeitung online, 06.03.2017 unter: http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/adhs/article/930974/schwangerschaft-schadet-baerendreck-kind.html )